Startseite - Reiseberiche - 5-Länder-Tour (Alpen / 03. - 07.07.2010)

„5 Länder-Tour“

Und wieder war es so weit. Obwohl die Weltmeisterschaft lief und die Spiele der deutschen Mannschaft eingeplant werden mussten, fand unsere diesjährige „Funbiker98 Tour“ vom 03.07.2010 – 07.07.2010 statt.

Die Fahrt stand unter dem Motto „Große Schweizrunde“, wobei dies jedoch nur einen Teil der Tour beschreibt. Kalle, Armin und Udo hatten die Route ausgewählt und die Ortkenntnis von Kalle sollte einige visuelle und kulinarische Höhepunkte bereit halten.

Die Strecke führte uns von Deutschland (Treffen in Oberstaufen-Steibis) über Österreich, Lichtenstein, Schweiz und Italien wieder zurück nach Deutschland. So legten wir insgesamt knapp über 1000 KM zurück. Doch vorab: Es hat sich wieder gelohnt und war jeden Kilometer wert!
   

Funbiker on Tour

Funbiker on Tour
v.l.n.r. hinten: HG, Udo, Christoph, Alexander, Hubi, Engelbert, Didi
v.l.n.r. vorne: HP, Charly, Alfred, Armin

Samstag (03.07.2010)

Für den 03.07.2010 war die individuelle Anreise zu unserem Hotel St. Ull‘r in Oberstaufen-Steibis geplant. Während Hans-Peter, Engelbert, Christoph, Hubert und Alfred die Reise über den „Blackforrest“ nach Steibis antraten, trafen sich Armin und Dieter zunächst in Sonthofen, um von dort zum zunächst vereinbarten Sammelpunkt in Wangen (Allgäu) zu fahren. Hans-Günter ("HG"), der die Anfahrt nach Wangen aufgrund der für den heutigen Tag vorausgesagten großen Hitze schon frühzeitig angetreten hatte, wartete bereits beim „Fidelisbäck“. Dort gibts „Leberkas aus dem Backofen“ - für Biker eigentlich Pflichtprgramm. Aufgrund zeitlicher Verzögerungen konnte die erste Truppe allerdings nicht rechtzeitig in Wangen sein, woraufhin sich Armin, HG und Dieter eigenständig und leberkäsgestärkt auf das letzte Teilstück nach Steibis aufmachten.

Sammelpunkt "Fidelisbäck" in Wangen (Allgäu)

Dort wartete bereits Charly, der die Anreise zusammen mit seiner Ehefrau durch den Schwarzwald vorgenommen hatte. Und nachdem er seine bessere Hälfte in Fischen (Allgäu) abgesetzt hatte (sie verbrachte dort ein paar Tage), reiste er alleine weiter zum Treffpunkt der Funbiker.

Kalle, Udo und Alexander unternahmen vor der Tour noch einen Abstecher zu „ihrem“ Goldwingtreffen in Ketsch und beabsichtigten, erst gegen Abend zu uns zu stoßen. Noch in Wangen erreichte uns jedoch dann die Nachricht, dass Kalles Goldwing einen Unfall hatte und er aus diesem Grund nicht mehr an der Tour teilnehmen konnte.

Trotz dieser schlechten Nachricht ließ er uns aber wissen, dass wir die Tour unbedingt auch ohne ihn durchführen sollten. Er wünschte uns alles Gute und eine saubere Gasse für die nächsten Tage. Auf seine berühmten Abstecher abseits der Strecke mussten wir somit diesmal schweren Herzens verzichten….

Zwischenzeitlich geht es ihm schon wieder gut. Unsere vielen „Prosits“ auf seine Gesundheit haben ihre Wirkung gezeigt!! Und wie man hört, ist auch bereits eine neue Goldwing in Planung...

   

Während die ersten bereits ihre Zimmer bezogen hatten, traf auch die restliche Truppe -verschwitzt und abgekämpft im Hotel ein. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen und dem Viertelfinalspiel Deutschland - Argentinien waren aber alle Strapazen der Anfahrt schnell vergessen. Zu später Stunde trafen schließlich auch noch die beiden Goldwinger Udo und Alexander, im Hotel ein. Sie hatten noch auf den Bericht von Kalle aus dem Krankenhaus und der Regelung des Abtransportes seiner Maschine gewartet.

Nach dem obligatorischen „Absacker“ fielen wir alle müde ins Bett, um gut bei Kräften den nächsten Tag in Angriff nehmen zu können.


Sonntag (04.07.2010)

Nach dem zeitigen und reichhaltigen Frühstück um 07.30 Uhr, stand heute die erste große Etappe über ca. 400 km nach Ulrichen in der Schweiz auf dem Programm. Die Strecke führte uns zunächst durch den Bregenzer Wald auf das 1760 Meter hohe Furkajoch (eine kurze Fotopause war, wie immer wie auf jeder Passhöhe, obligatorisch) und weiter bis nach Feldkirch.

Furkapass

Halt auf dem Furkapass

Von dort aus ging es über die zweite Grenze des Tages nach Lichtenstein (Vaduz). Auf einem schattigen Parkplatz kurz hinter Vaduz legten wir „nur mal kurz“ ein kleines Päuschen ein. Und genau dort musste der erste kleine "Fauxpas“ passieren: Hubert hatte seinen Helm auf das Motorrad gelegt. Und wie es dann ja meistens passieren muss – mit einem trockenen „Palopp“ fällt er zu Boden. Das Visier sprang ab und eine Minifeder der Visierhalterung erfreute sich ihrer so gänzlich unerwarteten Freiheit. Ein hier nicht namentlich genannt werden wollender FJR-Fahrer fand sie zwar kurz darauf wieder, aber da Biker oft grob motorisch veranlagt sind, machte es „pling“ und statt der triumphalen Übergabe rutschten nun 11 Mannsbilder in Mottorradkluft auf dem Boden herum und 22 Augen suchten das verflixte Miniteil. Jedoch, sie blieb verschwunden. Aber wir wären keine Biker, wenn eine solche Kleinigkeit nicht repariert werden könnte. Kurzerhand wurde eine Kugelschreiberfeder gekürzt und als Visierhalter umfunktioniert. Was soll man sagen: sie hielt bis zum Schluss!

Visierfeder-Reparaturpause bei Vaduz (Lichtenstein)   
Ei, wo isses denn, das Schräubchen?
Charly u. Hubi tüfteln am Helm

Froh, wieder auf die Mopeds steigen zu können, ging es weiter zum Walensee. Dort war die Mittagsrast geplant. In Filzbach etwas oberhalb des Walensees fanden wir ein kleines Gartenlokal. Eine sichtlich überraschte Wirtin, ob so vieler Gäste, bewirtete uns trotzdem prima. Der „Saft vom Fass“ ( ein sauer gespritzter Apfelwein ohne Alkohol ) mundete vorzüglich. Nach dieser Stärkung stand der 1952 Meter hohe Klausenpass (Urner Boden) auf dem Programm. Leider mussten wir dazu die Regenkombis auspacken. Im Pulk, bei zum Teil strömendem Regen, ging es hinunter nach Bürglen. Dort riss die Wolkendecke wieder auf und wir konnten die weitere Fahrt des Tages im Trockenen fortsetzen. Es folgten die beiden Highlights. Zunächst der 2224 Meter hohe Susten- und anschließend der 2165 Meter hohe Grimselpass.

Hinauf zum Grimselpass...
...und zum Hotel Grisel Hospiz
Pause am Hotel Grimsel...
... mit Blick über den Stausee

Beide sollte jeder Biker einmal in seinem Motorradleben gefahren sein. Tolle Kurven mit atemberaubendem Bergpanorama wechselten sich ab. Genau hier am Beginn der alten Grimselpassstraße passierte der „zweite Fauxpas“ unserer Tour: HG trat beim Anhalten in ein Loch und da lag sie, die gute BMW. Kein Problem für eine RT. Hochheben, Spiegel richten und weiter ging die Fahrt, als wäre nichts gewesen.

Nach der kurzen Fotorast an der Grimseltalsperre ging es hinunter nach Ulrichen zu unserem Ziel des Tages, dem „Bikerhotel Astoria“.  Wir fielen nach der abendlichen Stärkung und einem angemessenen Schöppchen alle ziemlich müde ins Bett. Die 400 km hatten ihre Spuren hinterlassen.

Montag (05.07.2010)

Der Morgen begann für uns alle zunächst mit einer derben Überraschung. Aufgrund des schlechten Umrechnungskurses Euro in Franken, war für das „halbe Doppelzimmer“ ein gesalzener Preis zu entrichten. Mit Murren, aber pflichtbewusst, beglichen wir den Betrag und zogen von dannen.
Ziel war heute das Valdidentro in der Nähe von Bormio.

Frühstück im Hotel Astoria

An der unserem Hotel gegenüberliegenden Tankstelle betankten wir noch unsere Rösser und schon ging es wieder los. Heute wollten etwa 350 Km über 8 Pässe bewältigt werden. Die erste Erhebung tat sich kurz hinter Ulrichen in Form des Nufenen mit einer Höhe von 2478 Meter vor uns auf. Fahrerisch eine wahre Offenbarung! Oben angekommen empfing uns der Berg aber mit Nebel und Kälte, worauf die Passrast auch nur kurz ausfiel.

Nebel auf dem Nufenen

Weiter ging die Reise durch das „Val Bedretto“ nach Airolo. Aufgrund des zwischenzeitlich guten Wetters entschieden wir uns dort die „alte Tremola“ auf den St. Gotthard in 2109 Meter Höhe zu fahren. Diese Kopfsteinplasterstraße ist zwar nichts für zügiges Fahren, aber ein „Muss“ für alle Biker. Landschaftlich schön und eine Straße wie vor 50 und mehr Jahren. Langsam und bedächtig ging es durch urige Spitzkehren nach oben. Dort erwartete uns eine zwar kühle und windige, aber sonnige Passhöhe.

Auf der alten (gepflasterten) Gotthardstraße nach oben
Ankunft dem St. Gotthard-Pass

Nun stand die Abfahrt an. Es kam wie es kommen musste, der „dritte Fauxpas“ passierte: Nachdem Engelbert seine neue FJR an einem, wenn auch zugegeben leicht abschüssigen Stück abstellte, um „für kleine Biker zu gehen“, machte es ……..! Auch sie lag auf der Seite, wurde schnell aufgerichtet und mit ein paar kleinen Kratzern ging es weiter.

Über den 2044 Meter hohen Oberalppass gelangten wir in das Vorderrheintal. Es stand nun eine längere Verbindungsetappe über Flims und Thusis zur „Via Mala Schlucht“ auf dem Programm. Am Eingang der Schlucht gab es einen kurzen Fototermin und schon ging die Reise weiter.

Am Oberalppass (2046 m)
Halt an der Viamala Schlucht

Schon zu Beginn des Tages hatte Hubert eine Routenänderung vorgeschlagen, um nicht über den stark befahrenen Julierpass zu müssen. Er schlug den weniger frequentierten Albulapass vor. Wie wir feststellten, eine gute Entscheidung. Durch die Schinschlucht wurde der 2315 Meter hohe Albula in Angriff genommen. Auch dieser ist fahrerisch nur zu empfehlen. Von dort aus gelangten wir ins Oberengadin nach Samedan.

Pause auf dem Albula-Pass

Was soll man schreiben, der „vierte Fauxpas“ war überfällig: Bei einem kleinen Wendemanöver sprang bei Udo’s „Dickschiff“ der erste Gang mit einem hörbaren „Klong“ heraus. Unaufhaltsam neigte sich die „halbe Tonne“ daraufhin zur Seite und soviel auch Udo sich gegen die Gesetzte der Schwerkraft stemmen wollte: die „blaue Elise“ plumpste unweigerlich auf die Seite. Und da lag sie nun, die gesamte Straße blockierend. Schnelle Hilfe eilte herbei und gemeinsam hiefte man das Schwergewicht wieder auf die Räder. Gute Arbeit, denn kein Kratzer blieb zurück!

Nach dem fälligen Tankstopp ging es weiter in Richtung des - bis tags zuvor noch wegen eines durch starke Regenfälle augelösten Murenabgangs gesperrten - 2328 Meter hohen Berninapasses. Die Verwüstungen waren bei unserer Auffahrt noch deutlich zu sehen. Über Nacht hatte man mit schwerem Gerät jedoch zumindest die Straße wieder frei räumen können.

Nun führte uns die Fahrt weiter über den 2315 Meter hohen Forca di Livigno in die zollfreie Enklave Livigno.

Tanken für 98 Cent der Liter, wo gibt es das noch? Nach Auffüllen der Tanks- bis zum letzten Tropfen- standen nur noch zwei Erhebungen, der 2209 Meter hohe „d’Eira“ und der 2291 Meter hohe Foscagno auf dem Programm, bevor wir unser Ziel Semogo erreichten. Wir bezogen im Hotel „Miravalle“ Quartier. Vorab: dieses Bikerhotel ist wirklich jeden Cent wert. Nach einem vorzüglichen „Fünf-Gänge-Abendmenü“ fielen wir müde, aber um viele schöne Eindrücke reicher ins Bett.

Dienstag (06.07.2010)

Nach einem leckeren Frühstück saßen wir alle schon mit laufenden Motoren abfahrtbereit auf unseren Bikes als plötzlich das Kommando ertönte „Motoren aus!“. Da war er wieder, unser „fünfter Fauxpas“:

HP hatte seiner RT am Vorabend einen wunderbaren Parkplatz direkt vor dem Hotel gegönnt. Allerdings hatte er in der einsetzenden Dämmerung übersehen, dass wohl ein Umweltfrevler eine Glasflasche just in dieser Parkbox auf dem Boden zerschellen ließ. Das Ergebnis: ein platter Hinterradreifen. Wie wir feststellen mussten, hatte sich eine Glasscherbe mitten in den Reifen gebohrt. Eine Weiterfahrt war natürlich unmöglich, aber was tun in einem solch einsamen Bergdorf? Der Wirt des „Miravalle“ wusste jedoch sofort Rat. Er kannte einen befreundeten Reifenhändler aus dem Ort. Kurzerhand wurde das Hinterrad ausgebaut und zusammen mit dem Wirt trat HP die Fahrt zum „Reifenflicken“ an. Nach gut einer Stunde kamen die Beiden, HP mit sichtlich aufgehellter Mine (und 15 Euro weniger im Geldbeutel), wieder. Der Reifen war, wie früher üblich, mit einem Stopfen geflickt und vulkanisiert worden. Nach schnellem Einbau des Rades ging es mit etwa 1 ½ Stunden Verspätung endlich los. Und was kann man sagen, auch ein geflickter Reifen hält!

Ist der Reifen platt - find´s der HP schad...

Nach erneutem „Aufsitzen“ stand die Anfahrt zum Highlight des Tages auf dem Programm. Über Bormio ging es auf das 2758 Meter hohe Stilfser Joch. Echt eine tolle Auffahrt aus dem Valdidentro kommend. Auch die Abfahrt ins Vinschgau hatte es in sich. Eine Goldwing durch die engen 48 "Tornanten" (Kehren) zu wuchten hat schon was. Weiter ging es zum "nur" 1504 Meter hohen Reschenpass. Nach Udo’s genialem Vorschlag nahmen wir in Sankt Valentin gleich unser Mittagsmahl ein. Wie es sich gehört, wurden Pizza und Nudel mehr als reichlich verzehrt.

Oben auf dem Stilfser Joch
Abfahrt ins Vinschgau

Nachdem wir das obligatorische Gruppenfoto vor der versunkenen Kirche im Graunersee geschossen hatten, ging die Fahrt, jetzt leider wieder im Regenkombi, weiter. Den 1793 Meter hohen Arlberg und den 1773 Meter hohen Flexenpass ließen wir zügig hinter uns. Da sich die Regenwolken nicht mehr verziehen wollten, fuhren wir ohne weiteren Halt noch zügig über den letzten Pass, den 1676 Meter hohen Hochtannberg, in Richtung unseres heutigen Ziels Steibis weiter.

Vor der versunkenen Kirche am Graunersee

Als hätte es der Wettergott geahnt, lichteten sich kurz vor unserem Ziel die Regenwolken, sodass wir die restlichen Kilometer im Trockenen zurücklegen konnten.  Zufrieden und erneut um viele Eindrücke reicher kam wir wieder im Gasthof St. Ull‘r an.

Abendessen im Berggasthof St. Ull´r

Beim letzten gemeinsamen Abendessen kamen wir einhellig zu dem Schluss: „Es hatte sich wieder einmal gelohnt“. Tolle Routen, herrliche Landschaften, und bis auf zwei kurze Ausnahmen, gutes Bikerwetter. Und auch die kleinen „Fauxpas“ gehörten dazu – wie´s halt so ist, im richtigen (Biker-)Leben. Trotz allem: Es war klasse!

Mittwoch (07.07.2010)

Nach dem Frühstück hieß es dann Abschied nehmen. Nach einem letzten Schappschuß starteten die Funbiker ihre individuelle Heimreise. Und nach inzwischen guter Sitte, haben sich für die nächste Tour schon die Planer gefunden! Lassen wir uns überraschen, wohin es die Funbiker98 im nächsten Jahr zieht!!

Nächstes Jahr fahr´n wir dorthin!  

AW u. UHu


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